Eine Reise ohne Ruder ins Land der Demenz
Theaterproduktion 2012
Das Thema der Demenz ist mit Scham behaftet. Das persönliche Schicksal und die unerfreulichen Begleitumstände der Betroffenen werden selten zur Sprache gebracht. Die Familien der Betroffenen ziehen sich bis zur Vereinsamung zurück. Viele Menschen erleben die dementielle Veränderung des Lebenspartners oder Elternteils als langsames Sterben, das Familienmitglied wird zu einem Fremden. Hinzu kommt der Verlust der Kommunikationsregeln unserer Welt. Höflichkeitsmechanismen, der Umgang mit Ausscheidungen und viele andere Dinge aus dem sozialen Kontext werden verlernt. Dies zu erleben ist für die Angehörigen eine harte Bewährungsprobe. Trotzdem fällt es vielen Menschen schwer, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Die Scham ist zu groß.
„Anderland“ ist ein Theaterprojekt der Regisseurin Barbara Wachendorff zusammen entwickelt mit dem Sommerblut Kulturfestival e.V. Fünf Menschen mit Demenz sind die Protagonisten auf der Bühne und werden dabei von vier professionellen Schauspielern und einem Musiker begleitet. Im Zentrum des Theaterabends steht die Lebenswelt der Betroffenen, ihre biografische Wirklichkeit, ihr Erleben der Gegenwart und Vergangenheit. Einerseits sollen fremde und überraschende Seiten der Demenz sichtbar und das Verständnis für dementiell erkrankte Menschen und ihrer Familien gestärkt werden. Andererseits thematisiert das Projekt die mit der Versorgung dementiell erkrankter Menschen verbundenen Fragen sozialer Solidarität.
Regisseurin: Barbara Wachendorf
Produktion: Rolf Emmerich
Aufführung: Sommerblut 2012
Preise: 1. Platz Kölner Innovationspreis Behindertenpolitik 2012
Fotonachweis: Michael Hagedorn
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